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Der finnische Ingenieur Vesa Mikkonen hat eine Treibstoff-Alternative entwickelt: In einem Edelstahlkocher auf dem Anhänger seines Autos wird Holz vergast. Seit gut sechs Jahren fährt Mikkonen täglich billig und abgasfrei zur Arbeit. Mehr als vierzigtausend Kilometer legte er schon zurück. Die explodierenden Spritpreise berühren ihn nicht. In einer Scheune befindet sich seine Tankstelle. Als Treibstoff dient meist kleingehacktes Geäst - gratis aus dem eigenen Wald. Wahlweise kann auch Torf verheizt werden. Mikkonens abgasfreie Holzvergaser-Anlage ist Marke Eigenbau. Fast ein Jahr lang bastelte der Ingenieur daran. Doch Mühe und Kosten haben sich in sechs Betriebsjahren längst amortisiert. Nur Geduld ist vor jedem Kaltstart angesagt - je nach Außentemperatur dauert es fünfzehn bis dreißig Minuten, bis der Motor anspringt.
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In Finnland sind solche alternativ betriebene Autos sogar von der Kraftfahrzeug-Steuer befreit. Der Fahrer sollte jedoch stets auf der Hut sein. Beim Nachtanken versengten hochschlagende Flammen schon so manches Kopf- und Barthaar. Pro hundert Kilometer schluckt der Wagen etwa einhundert Liter Torf, das kostet in Finnland umgerechnet etwa vier DM. Man kann außer Holz auch andere zerkleinerte Biomasse verwenden. Eine solche Tankfüllung reicht dann für rund dreihundert Kilometer Fahrt. Sobald das im Kessel erzeugte Gasgemisch entzündbar ist, kann gestartet werden.
Durch einen dicken Schlauch strömt das Treibgas zum Motor - der entsprechend modifiziert werden musste. Zum einen wurden Vergaser und Luftfilter entfernt und durch ein Reguliersystem für das Gas-/Luftgemisch ersetzt. Dort, wo die Gaszufuhr angebracht ist, werden auch Wasser und Kondensat abgeschieden. Dann strömt vorgewärmtes Gas zum Motor. Kurz vor dem Einströmen wird etwas Luft zugeführt, damit ein explosives Gemisch entsteht. Bei Holzgasbetrieb verringert sich die ursprüngliche Motorleistung um etwa die Hälfte. Die Höchstgeschwindigkeit liegt dann nur noch bei etwa neunzig Kilometern pro Stunde. Der Vorteil: Holzgas verunreinigt den Motor kaum. Das erkenne man deutlich, so Mikkonen, am stets fast sauberen Öl.
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Vor Antritt jeder weiteren Fahrt ist es allerdings ratsam, entsprechenden Brennstoff-Vorrat an Bord zu nehmen. Ob jedoch Treibstoff aus dem Wald eine Alternative für die Zukunft ist, darf nach derzeitigem Stand der Dinge bezweifelt werden. Immerhin ist es recht umständlich, ständig einen großen Anhänger mit Brennstoff mitzuführen. Trotz laufend steigender Ölpreise zeigt die Autoindustrie offenbar kein Interesse an Weiterentwicklung und Optimierung einer bereits jahrzehnte alten Technologie. Mikkonen zeigt Unverständnis. Die Entwicklung sei gar nicht so schwer. Man brauche nur die Anlage zu verkleinern und die Gaszufuhr zu optimieren und zu automatisieren. Dann, so seine Überzeugung, werde das System kompakter und benutzerfreundlicher.
Vesa Mikkonen ist übrigens nicht der einzige Finne, der mit billigem Kraftstoff aus dem Wald fährt.
Sieht die Autoindustrie den Wald vor lauter Bäumen nicht?

(extracted from http://www.3sat.de/nano/cstuecke/10883 from february 2001)